FOTOATELIER_
Das Fotoatelier existiert seit 2005 und sucht seinesgleichen in Deutschland. Von Anfang an diente es dazu, einen offenen Umgang mit allen fotografischen Verfahren zu pflegen. Ohne Tabus ist es eine Werkstatt und Plattform für Diskussionen und zum Ausprobieren von unterschiedlichen Praktiken. Das Fotoatelier drängt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht in eine bestimmte fotografische Richtung. Sie sollen Themen, Inhalte, fotografische Verfahren
und deren jeweilige Techniken selbst bestimmen und die Aussage ihrer Arbeiten unterstreichen. Es sollen, wie während der bisherigen Fotoateliers, neue fotografische Ausdrucksformen entwickelt werden.
Rainer Berthin, Fotoatelier, 2018, „Gerechtigkeit“
Der besondere Charakter des Fotoateliers besteht in folgenden inhaltlich ausgewogenen Punkten: Im Fotoatelier wird thematisch gearbeitet, das heißt: Die Fotografie wird sowohl als Ausdrucksform und als eine eigenständige Sprache entdeckt, wenn man ein Thema auf fotografische Weise erzählen will. Außerdem beschäftigt sich das Fotoatelier mit sozialen und humanistischen Themen. Dabei spielen die Soziokultur und gesellschaftliche Wirkung der Fotografie eine wichtige Rolle. Im Fotoatelier sollen nicht nur dekorative Objekte geschaffen werden, sondern nützliche, aussagekräftige Werke. Das Fotoatelier ist offen für alle Menschen, die ihre künstlerischen Neigungen in die Praxis umsetzen möchten.
„Ohne Tabus ist es eine Werkstatt und Plattform für Diskussionen und zum Ausprobieren von unterschiedlichen Praktiken.“
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in unserem Fotoatelier sind Jung und Alt, sie stammen aus allen Teilen der Gesellschaft. AnfängerInnen wie auch Berufserfahrene: Sie alle können an unserem Atelier teilnehmen. Die TeilnehmerInnen sollen Offenheit, Neugier, Leidenschaft, Liebe und Respekt zum Menschen und zum Leben mitbringen. Eine Kamera und die benötigen Materialien kann man kaufen, aber diese Eigenschaften nicht. Das Fotoatelier führt keine klassischen Fotokurse durch. Technik und Neuigkeiten der Kamerawelt sind in unseren
Sitzungen nicht die vorrangigen Themen. In den Treffen geht es um Inhalte und Ausdrucksformen. Wenn technische Unterstützung gebraucht wird, gibt es für die Teilnehmenden individuelle Beratung. Im Atelier kann man alles ausprobieren, sogar eine eigene Kamera bauen und/oder interdisziplinär arbeiten. Deswegen dient das Fotoatelier der „Erweiterung der Fotografie“. In den letzten Jahren wurden im Atelier sehr viele neue fotografische Ausdrucksformen/Verfahren ausprobiert und umgesetzt.
„Die TeilnehmerInnen sollen Offenheit, Neugier, Leidenschaft,Liebe und Respekt zum Menschen und zum Leben mitbringen.“
Um die Fotografie noch demokratischer zu machen und die Teilnahme vieler BürgerInnen zu ermöglichen, werden jedes Jahr Fotoaktionen auf der Straße durchgeführt. Auf diese Weise wird mit Passanten direkter Kontakt aufgenommen. In verschiedenen Aktionen wurden auf der Straße seit 2005 bis jetzt mehr als 1.500 Menschen interviewt und fotografiert. Seit 2005 haben mehr als 400 Menschen an den Ateliers teilgenommen. Die Ausstellungseröffnungen des Fotoateliers haben sich inzwischen zu einem ganz besonderen Event entwickelt. Sie sind inzwischen in Bremen und Umland eine Tradition geworden. Keine klassischen Eröffnungen, sondern eher wie ein Volksfest mit Menschen aus verschiedenen Kulturen, Generationen und aus allen Teilen der Gesellschaft. Dazu gehört ein interessantes, zum Ausstellungsthema passende musikalisches und literarisches Begleitprogramm und ein kostenloses Buffet aus der „Weltküche“. Die Eröffnungen dauern bis zu fünf Stunden, an denen bisher jedes Mal mindestens 150 bis 400 Menschen teilgenommen haben. Nach der Eröffnung besuchten bis zu 3.000 – 4.000 Menschen, teilweise ganze Schulklassen, Familien, Gruppen, Betriebsräte, Foto- und Kulturfreunde aus ganz Bremen und Nordwest Deutschland die Veranstaltung.